Stockholm (dpa) - Zwei Tage vor der Bekanntgabe des diesjährigen Literatur-Nobelpreises hat der Juror Knut Ahnlund (82) aus Protest gegen die Vergabe 2004 an Elfriede Jelinek (58) seine Mitgliedschaft in der Schwedischen Akademie niedergelegt. Die Zeitung «Svenska Dagbladet» lieferte die Begründung.
Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler schriebe darin, der Schaden für den Nobelpreis durch die Vergabe an die österreichische Autorin sei «irreparabel». Weiter meinte er: «Die Vergabe an Jelinek hat den Wert der Auszeichnung auf absehbare Zeit zerstört.»
Ahnlund bezeichnete Jelineks literarische Arbeit in seinem Artikel über zwei Zeitungsseiten unter anderem als «monoman und einspurig», jammernde und lustlose Gewaltpornografie», geprägt von «parasitärem Charakter», «sinnlos aggressiv» sowie «von aufgeblasenem Umfang, der in schreiendem Kontrast zu ausgesprochen dünn gesäten Ideen und Visionen steht».
Weiter schrieb Ahnlund: «Erniedrigung, Demütigung, Schändung, Sadismus und Masochismus sind Hauptthemen ihrer Welt. Sie schließen andere Aspekte des Menschen aus, weshalb ihr Werk so armselig und dürftig ausfällt.» Dazu erklärte Jelinek der dpa in Wien schriftlich: «Nein, dazu gebe ich keinen Kommentar ab.»
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Er bezweifle stark, dass die anderen Juroren «auch nur einen Bruchteil» von Jelineks 23 Büchern gelesen hätten. «Die künstlerischen Argumente wurden zu Gunsten von Modeideologie und Opportunismus an die Seite gedrängt», hieß es in dem Artikel.
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