Laut Aushang im Hausflur soll heute jemand kommen, um die Wasserzähler abzulesen, und zwar irgendwann zwischen acht und zwölf Uhr. Jetzt sitze ich seit kurz vor acht vor meinem Laptop und verkneife mir aus Höflichkeit verschiedene menschliche Bedürfnisse (die Wasserzähler sind sinnigerweise im Bad). Wie lange dauert das denn noch?!
Um die Zeit totzuschlagen, die ich doch so viel sinnvoller in meinem Bett hätte zubringen können, liefere ich Euch eben einen heiteren Schwank aus der Hausgemeinschaft der Berliner Str. 40. In der Wohnung schräg links gegenüber der meinigen wohnt ein altes Rentner-Ehepaar; das war aber nicht immer so...
Die ersten Monate nach meinem Einzug im Oktober 2000 wunderte ich mich etwas über die wildfremden Männer, denen man ständig im Gang begegnete, aber viel gedacht habe ich mir dabei nicht. Das Haus ist groß, und andere Leute haben auch mal Besuch. Erst, als ich eines Tages auf den Fahrstuhl wartete und die Eingangstür der besagten Wohnung von einer grell geschminkten, in einen Hauch von Nichts gekleideten Dame mit den im Brustton der Selbst- verständlichkeit geäußerten Worten "Wollen Sie zu mir?" aufgerissen wurde, schöpfte ich leisen Verdacht. Nun ja- daß irgendwann nach diesem Vorfall jemand (ein geprellter Kunde?) im Aufzug "Huren" neben die Taste für den vierten Stock geritzt hat, war dann quasi nur noch Formsache.
Unterhaltsam war es von da an, die wildfremden Männer, denen man ständig im Gang begegnete, mit dem Blick des Insiders in Augenschein zu nehmen. Mein persönliches Highlight: als ich einem von denen im Vorbeigehen ein "Tag!" entgegen nuschelte, war der ob der Erkenntnis, bemerkt worden zu sein, sichtlich peinlich berührt: "Wissen Sie, ich wollte gar nicht hierher. Ich habe mich verlaufen.". Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus unverrichteter Dinge über die Treppe, um im Fahrstuhl nur ja nicht mehr Zeit als unbedingt nötig in meiner Gegenwart verbringen zu müssen.
Tscha, so war das. Ob ich dem Rentner-Ehepaar bei Gelegenheit stecken sollte, welch unhöldisches Treiben sich dereinst in ihren vier Wänden abgespielt hat...?
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