Das verspricht ein lustiger Abend zu werden: während aus einer Wohnung im Haus momentan Nothing compares to you in beachtlicher Lautstärke dudelt (der Dezibel-Rekord ist allerdings bisher noch nicht in Gefahr), macht man sich in einer anderen offensichtlich für später warm, indem man alle paar Minuten das Fenster aufreißt und aus vollem Hals "Ihr Schwuchteln!" und Ähnliches gröhlt.
Überhaupt scheint es nach einigen Wochen trügerischer Ruhe wieder wie gewohnt weiterzugehen. Gestern abend nutzten einige meiner lieben Mitbewohner das warme Wetter und setzten sich vors Haus. Da das ganz ohne Mucke irgendwie fade ist, wurde kurz vor Mitternacht das Autoradio angeworfen und das Viertel derart mit Musik beschallt, daß ich vier Stockwerke darüber meinen Fernseher kaum noch verstanden habe.
Ich habe es sowas von satt.
21:07 Uhr: Ich habe soeben beschlossen, aus der ganzen Sache eine Live-Reportage zu machen. Zur Zeit plärrt aus der einen Wohnung Jennifer Rush (The power of love); die Techno-Beats (Scooter) aus der anderen Wohnung kommen nicht dagegen an.
21:24 Uhr: In einer der beiden Wohnungen ist Streit ausgebrochen. Wüstes Gebrüll, dazwischen laute Stimmen von anderen Leuten, die offensichtlich die Streithähne trennen wollen.
21:35 Uhr: Stille im ganzen Haus. Die Ruhe vor dem Sturm? Oder sollte es das etwa gewesen sein?
21:54 Uhr: Aus einer Wohnung sind wieder Bässe zu hören- ziemlich leise, aber immerhin. In der Streit-Wohnung ist es dagegen nach wenigen Minuten still geworden und geblieben. Ob ich mir Sorgen machen sollte? Ich bleibe dran.
22:16 Uhr: Auf der Straße vor dem Haus tut sich was. Lautes Gelächter, gellende Pfiffe, energisches Hupen. Ein Auslöser ist nicht erkennbar. Allerdings ist es jetzt wieder im ganzen Haus ruhig.
22:44 Uhr: Hum-hom; alles ruhig. Zwar lehrt die Erfahrung, daß solchen Ruheperioden nicht zu trauen ist, aber mein durch das Jahre andauernde epische Ringen um die Zerrüttung meiner Nerven geschärfter Instinkt verrät mir andererseits, daß für heute nur noch mit kurzen, wenn auch möglicherweise heftigen Ruhestörungen zu rechnen ist. Dabei hätte ich gegen 20 Uhr noch geschworen, daß irgendwann im Lauf des Abends wie so oft Böller aus den Fenstern fliegen...
23:14 Uhr: Ich riskier's und krieche ins Bett, um mir eine DVD zu Gemüte zu führen. Hiermit endet die Live-Reportage, die zugegebenermaßen nicht ganz so spektakulär wie erwartet ausgefallen ist.
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