Nach meinem Post über den 'Antisemiten' hat Sarvin in den Comments die sehr berechtigte Frage gestellt, warum ich immer noch in Friedrichstadt wohne- tatsächlich habe ich darüber auch schon mehr als einmal nachgedacht.
Zum einen bietet meine Wohnung eine Reihe von Annehmlichkeiten: man bekommt praktisch immer einen Parkplatz, direkt gegenüber ist nicht nur ein, sondern sogar zwei Supermärkte (und der dritte ist ca. dreihundert Meter entfernt) und zur Straßenbahn-Haltestelle braucht man keine Minute.
Zum zweiten war es zwar schon immer schlimm, aber nicht so schlimm. Besonders als während der Flut 2002 mit der Kneipe neben dem Haus eine der damaligen Hauptursachen für nächtliche Lärmbelästigung abgesoffen ist, hatte ich große Hoffnungen auf eine Normalisierung. Leider haben es aber im Lauf der Jahre einige Hausbewohner durch ihr Verhalten geschafft, ihre normal gepolten Nachbarn rauszuekeln- in deren Wohnungen sitzen inzwischen nicht selten Leute, die sich hervorragend ins Freakviertel einfügen. Und da kommt dann eine gewisse Trotzreaktion ins Spiel. Es kann schließlich nicht sein, daß solche Typen am Ende immer gewinnen, weil sich die Vernünftigen denken "Das ist den Ärger nicht wert." und ausziehen. Außerdem findet die Lärmbelästigung nicht konstant statt, sondern sehr krasse Phasen (in einer solchen befinden wir uns momentan) wechseln sich mit Zeiten ab, in denen manchmal über Wochen hinweg relative Ruhe herrscht und man unweigerlich glauben will, daß das Schlimmste überstanden ist.
Und ich muß zugeben, daß mich nicht zuletzt meine Faulheit vom Umzug abhält. Ich werde nächstes Jahr mein Studium beenden und aller Voraussicht nach ins Ländle zurückgehen. In dieser überschaubaren Zeit zweimal umziehen und zweimal eine Wohnung renovieren- nein danke. Dann lieber die Zähne zusammenbeißen und dem ganzen einen humoristischen Aspekt abgewinnen, wovon ja schließlich auch dieses Blog profitiert. Und dabei gilt natürlich das Motto meiner Ecke: nichts als die Wahrheit. Keine der Geschichten aus Friedrichstadt ist erfunden, nichts ist übertrieben. Wer's nicht glauben kann, darf hier gerne eine Woche nächtigen...
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