Mittwoch, August 30, 2006

Die Lebensbeichte

Wo es doch gerade große Mode ist- der Günter hat's vorgemacht, und alle Blogger ziehen nach- und ich bei Saxana soeben wieder darüber gestolpert bin, möchte auch ich Euch meine große Lebensbeichte nicht vorenthalten.

Als kleines Kind habe ich meine Eltern gerne damit erpreßt, daß ich meinen Kopf wiederholt auf den Boden gedroschen habe (böse Zungen behaupten, dieser Umstand erkläre so manches).
In meiner Kindergartenzeit habe ich meinem Bruder einen Stein an den Kopf geworfen. In einem Akt grausamer Willkür haben mich meine Eltern daraufhin gezwungen, geschlagene zwei Stunden in meinem Zimmer zu bleiben. Dadurch habe ich nicht nur Dick & Doof, sondern auch Menschen, Länder, Abenteuer verpaßt.
In der zweiten Klasse wurde ich eines Kindergeburtstags verwiesen, weil ich einen anderen Gast für sein freches Auftreten züchtigen mußte: die Mutter des Geburtstagskindes war der Meinung, die Verwendung eines Holzprügels sei unverhältnismäßig gewesen. Außerdem habe ich in diesem Jahr Schneebälle in die Taschen der Kleider gestopft, die Frau Bäuchle zum Trocknen im Garten aufgehängt hatte.
In der dritten Klasse habe ich ein winziges Stallfenster eingeworfen, unter dem unglücklicherweise der Bauer bis zu den Ellbogen in einer kalbenden Kuh steckte. Wer hätte das bitte ahnen können?!
Ebenfalls in der dritten Klasse wurde ich zur Begeisterung meiner Eltern von der Polizei nach Hause gebracht, weil ich gemeinsam mit drei Freunden leere Getränkedosen auf eine vielbefahrene Bundesstraße gelegt habe, um sie von den vorbeirauschenden Autos plätten zu lassen. Seitdem hält sich in meiner Verwandtschaft hartnäckig das (unwahre!) Gerücht, wir hätten mit den Dosen nach Autos geworfen.
In der sechsten Klasse habe ich in einer apokalyptischen Dreckbollen-Schlacht an der Bushaltestelle unseres Schulzentrums die Ehre der Gymnasiasten gegen ein paar Realschul-Lümmel verteidigt und dabei bedauerlicherweise eine unbeteiligte Person voll ins Gesicht getroffen. Die Schulleitung reagierte recht verständnislos und verdonnerte mich zum Nachsitzen.
In der neunten Klasse wurde ich von einer etwas labilen Lehrerin zum Rektor geschickt, nachdem ich als Reaktion auf eine besonders langweilige Stunde unter Berufung auf meine Rechte als Frau meinen sofortigen Rauswurf verlangt hatte.
In der zehnten Klasse (oder war es die elfte?) habe ich bei einem zweitägigen Schulausflug an den Bodensee meinem Klassenlehrer ziemlich unmittelbar vor die Füße gebrochen; Alkohol spielte bei diesem Vorfall eine gewisse Rolle.
Auf jeden Fall in der Elften habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen, der Jungen Union beizutreten. Und diesmal kann ich mich nicht damit rausreden, daß ich besoffen war.

Und so bestätigt sich, was ich schon immer in Anspruch genommen habe: ich war ein mißverstandenes, ungerecht behandeltes Kind. Aber wen wundert das? Schließlich hat bereits Arthur Conan Doyle sehr richtig bemerkt, daß das Mittelmaß nichts höheres als seinesgleichen anerkennt- nur die Begnadeten begreifen das Genie!