Der Aufzug ist seit letzter Nacht kaputt- mal wieder. Heute morgen kommt mir dann im Treppenhaus ein Mitbewohner entgegen, der für die Berliner Str. 40 das gleiche ist wie das Dorf von Asterix für das besetzte Gallien: eine Insel der Glückseligkeit im Meer des Irrsinns. Er ist stets überaus höflich und hilfsbereit, in aller Regel prächtig gelaunt, und abgesehen von drei Sätzen Smalltalk im Rahmen zufälliger Begegnungen hört und sieht man von ihm nichts.
Mit der guten Laune ist es diesmal nicht weit her. Er starrt mich höchst erbost an, zeigt in einer wild ausholenden Geste in Richtung Fahrstuhlschacht und herrscht: "Was ist denn schon wieder mit dem Drecksding los?!"
Ich merke, daß von mir eine Antwort erwartet wird. "Tja...", sage ich in einem Tonfall, der gleichermaßen Empörung, Ratlosigkeit und Solidarität ausdrückt und schiebe ein betont trotziges Achselzucken hinterher.
Meine Reaktion geht offensichtlich in Ordnung. Schimpfend schiebt er sich an mir vorbei: "Warum man überhaupt Miete bezahlt- meine Fresse! So 'ne Scheiße hier. Nee, Alter!" So hallt sein Zorn mit zunehmender Entfernung immer leiser durchs Treppenhaus, bis ich schließlich auf die Straße hinaustrete und der Strom an Unflätigkeiten abreißt.
Tröstlich zu wissen, daß ich nicht der einzige der Normalo-Fraktion bin, dem dieses Haus auf die Nerven geht...
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