Ich geb's zu - ich habe noch nie eine Folge von Crocodile Hunter gesehen. Bis gestern wußte ich noch nicht mal, wer oder was Steve Irwin ist. Und für alle, denen es genauso geht: Die Rede ist von einem australischen Tierfilmer, der durch seinen extrem leicht- sinnigen Umgang mit gefährlichen Tieren wie Krokodilen oder Klapperschlangen bekannt wurde. Irgendwo war zu lesen, er hätte einmal sogar seinen im Krabbelalter befindlichen Sohn vor laufender Kamera auf dem Rücken eines lebenden Aligators reiten lassen (was ich allerdings, wie gesagt, nicht selbst gesehen habe). Dieses Konzept wurde Irwin nun zum Verhängnis, als er während Dreh- arbeiten von einem Stachelrochen in die Brust gestochen wurde und innerhalb einer Minute starb.
Woher ich das alles weiß, wenn ich den Mann nicht kenne? Weil in Kleinbloggersdorf von nichts anderem mehr die Rede ist! Da wird kommentiert und kondoliert, die Menschen rücken virtuell zusammen und spenden sich Trost, SpOn verfaßt Artikel, der australische Premierminister meldet sich zu Wort. Vermutlich schwitzt in diesem Moment ein Songwriter im Auftrag Elton Johns über einer Neuauflage von Candle in the wind, während anderswo Menschen, die heute morgen ihre Tabletten nicht genommen haben, eifgrig an Ver- schwörungstheorien spinnen. Denn immerhin: daß der Rochen nicht auf der Lohnliste irgendeines Geheimdienstes stand, muß erst noch bewiesen werden. Die Polizei schweigt jedenfalls beharrlich, und das Tier ist flüchtig.
Mal ernsthaft. So bitter die Sache für Irwins Familie ist, und so wenig ich dem Mann seinen Tod gewünscht hätte - er hat es darauf angelegt, und das seit Jahren. Können wir uns jetzt bitte wieder wichtigeren Dingen zuwenden?
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