Mittwoch, Februar 11, 2009

Die Rezension der Woche

Filme, die schon vor ihrer Premiere als gänzlich grauenhaft gelten, können nicht mehr enttäuschen, sondern allenfalls positiv überraschen; das aktuelle Beispiel ist "Operation Walküre". Auch ich bin gestern mit der Haltung ins Kino gegangen, dass selbst Eddy Murphy eine passendere Besetzung für den Hitler-Attentäter Stauffenberg gewesen wäre als der bekennende Scientologe Tom Cruise - und muss im Nachhinein zugeben, dass ich dem Streifen durchaus etwas abgewinnen konnte und meine Befürchtungen nicht eingetreten sind. Wer sich eingehender mit dem 20. Juli 1944 beschäftigt hat, kommt zwar bei manchen Details nicht umhin, beide Augen zuzudrücken: Das betrifft vor allem die überhöhte Rolle Stauffenbergs, und auch sonst gäbe es hier genug anzumerken. Insgesamt zeichnet der Film jedoch kein allzu verzerrtes Bild der damaligen Geschehnisse, und dass historische Exaktheit mitunter der Dramaturgie geopfert wird, ist in Hollywood nicht nur gang und gäbe, sondern innerhalb vernünftiger Grenzen auch durchaus legitim.

Was einem nun in knapp zwei Stunden präsentiert wird, ist einerseits handwerklich gut gemachtes Kino, das mit Pathos daherkommt, diesbezüglich aber nie zu sehr übertreibt. Das Zeitkolorit stimmt, die Hauptdarsteller überzeugen weitgehend, und obwohl der Ausgang von vorneherein bekannt ist, bleibt der Film zum Nägelkauen spannend. Der Dramatik dieses zum Scheitern verurteilten Aufstands kann sich der Zuschauer kaum entziehen. Andererseits verzichtet "Operation Walküre" gänzlich darauf, die Ambivalenz der Verschwörer des 20. Juli zu thematisieren. Sie sind Helden, Zauderer, oder unter dem Strich beides, aber stets Verfechter der Freiheit. Stauffenbergs anfängliche Verehrung für Hitler, die grundsätzliche Befürwortung rechtsautoritären Gedankengutes im Denken manches Protagonisten - all das ist hier kein Thema, obwohl es das Heldenhafte der Verschwörung nicht schmälert. Statt sich der interessanten Frage zu widmen, welche inneren Konflikte die Verschwörer im Vorfeld des Attentats ausfochten, bleibt der Film so einem oberflächlichen Gut/Böse-Schema verhaftet.



Alles in allem umgeht "Operation Walküre" blamable Fettnäpfchen, lässt aber auch die Chance zur Auseinandersetzung mit nicht perfekten Helden ungenutzt verstreichen. Dadurch wird ein guter Teil des Potentials, das der Stoff bietet, verschenkt. Auch im Hinblick auf Hauptdarsteller Tom Cruise bleibt ein gewisser Nachgeschmack. Dennoch kann man den Film all jenen guten Gewissens empfehlen, die sich für das Thema interessieren oder sich in Anbetracht ihrer Bildungslücken dringend interessieren sollten.