Sonntag, August 13, 2006

Randnotizen

Nach einem Umzug ist man in den eigenen vier Wänden eigentlich erst dann richtig zu Hause, wenn es analog zur Suhle im Schweinestall zugerümpelte Ecken gibt, die man Gästen lieber vorenthält. Klassischerweise befinden sich solche Ecken bei Studenten in der Küche, bei frisch Verheirateten im Schlafzimmer und bei Leuten im 'besten Alter' in der Garage und/oder im Geräteschuppen.
Manchmal gibt es allerdings Menschen, die immer und überall Ordnung halten. Ich bin mal mit einem Bekannten aufgrund des völlig spontanen Entschlusses, gemeinsam eine Fußballübertragung zu gucken, zu seiner Wohnung gefahren. Da ich erstmals zu Gast war, bekam ich eine Führung durch jedes einzelne Zimmer, und selbst unmittelbar unter dem Kloschüsselrand war es um die Hygiene deutlich besser bestellt als auf der Platte meines Eßtischs. Ohne jede Vorwarnzeit!
Was auf den ersten Blick beneidenswert klingt, zeugt tatsächlich von einer tiefgehenden Entwurzelung. Statt eines vertrauten "Gschmäck- le" (wie man im Schwäbischen sagt) empfängt den Bewohner beim Überschreiten der Schwelle jene sterile Anonymität, die Handlungs- reisende bei Hotelzimmern hassen gelernt haben. Es ist die selbstgepreßte Arschkuhle in Verbindung mit individuellem Ma- tratzenmief, die einen im eigenen Bett am besten schlafen läßt.
Allerdings- auch das muß der Fairneß halber gesagt werden- leidet diese seltene Spezies nicht unter der Vorstellung, nach einem Autounfall im Krankenhaus zu sich zu kommen und einen wohl- meinenden Freund dabei zu beobachten, wie er die Wohnungs- schlüssel aus der zerissenen Hose fischt, um ein paar Dinge wie die Zahnbürste oder Wechselwäsche zu holen...