Mittwoch, November 02, 2005

Frisch getestet

Kategorie: Ego-Shooter mit Horror- elementen

FEAR ist ein Actionspiel, das schnörkellos und im besten Sinne altmodisch daherkommt. Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln, die in den letzten Jahren erschienden sind, geht es hier nicht darum, mit Hilfe von ungefähr dreihundert Tastenkombinationen einen herzlich nutzlosen Trupp von Soldaten gegen Krauts, Japse, Charlies oder sonst wen in die Schlacht zu führen, um für Uncle Sam irgendeinen Krieg an irgendwelchen Originalschauplätzen zu gewinnen. Statt dessen darf man sich mal wieder als Einzelkämpfer beweisen und seinen Gegnern nach dem Motto "Dran, drauf, drüber!" zeigen, wo der Hammer hängt.

Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt, unoriginell und völlig belanglos: Du bist frischgebackenes Mitglied der US-Spezialeinheit FEAR (First Encounter Assault Recon), die ins Leben gerufen wurde, um paranormalen Bedrohungen zu begegnen. Gleich am Tag Deines Dienstantritts meutert ein hochrangiger, telepatisch begabter Offizier mit Hilfe einer Elitetruppe von Klon-Soldaten, denen Du Dich in den Weg stellen mußt. Seine Absichten sind unklar, aber es handelt sich offenbar um eine Verschwörung- und es scheint mit Deiner Vergangenheit zu tun zu haben...

Was FEAR an Originalitität abgeht, macht es an anderer Stelle wett; vor allem zwei Eigenschaften des Spiels fallen positiv auf und heben es von der Masse ab. Zum einen ist die KI der Feinde schon fast sensationell: sie nutzen die vorhandene Deckung sehr geschickt aus, schießen verdammt gut, greifen nur frontal an, wenn sie in der Überzahl sind und versuchen dann, einen von zwei Seiten gleichzeitig in die Mangel zu nehmen. Wow- das Beste, was ich bis dato in dieser Hinsicht gesehen habe! Die Feuergefechte gegen diese Klonkrieger machen richtig Laune und wären ein Himmelfahrtskommando, wenn man nicht einen wiederaufladbaren Zeitlupen-/Matrixmodus zur Verfügung hätte, wie man ihn schon von Max Payne kennt.

damit beschäftigt ist, um sich zu schießen, bekommt man gekonnt subtilen Grusel serviert, der an manchen Stellen wahrhaft nerven- aufreibend ist. Hier wirkte offensichtlich der Film The Ring als Inspirationsquelle, denn auch in der Welt von FEAR gibt es ein kleines Mädchen, vor dem man große Angst haben sollte und das gerne in dunklen Ecken auf Spielkameraden wartet.
Davon gibt es dann auch genug. Einen Großteil der Zeit bewegt man sich durch mies beleuchtete Abbruchhäuser, Lagerhallen und Bürokomplexe, die still und verlassen daliegen- nur die Leichen und Blutlachen, über die man immer wieder stolpert, lassen ahnen, daß man nicht allein ist. Und ausgerechnet dann bleibt man an irgendeinem Karton hängen, der untermalt von anschwellender Gruselmusik überlaut vom Regal poltert...

Die Grafik von FEAR entspricht nicht der Güte des Sounds und kann nicht mit Half Life 2 mithalten; besonders im Bereich Lichteffekte hätten die Entwickler gerne noch ein Schippchen drauflegen dürfen (ich denke da nicht zuletzt an die Lauflichter in Doom 3). Erfreulich fand ich dagegen, daß die Ragdoll-Effekte nie protzig, sondern eher unaufdringlich eingesetzt werden und vor allem dann zur Geltung kommen, wenn man gegnerische Klon-Soldaten ins virtuelle Nirvana befördert. Dabei wurden die Gewaltdarstellungen im Vergleich zur US-Version teilweise recht stümperhaft entschärft- schießt man mit großkalibrigen Waffen auf einen Feind, löst sich dieser einfach in Luft auf, statt sich wie im Original im Raum zu verteilen. Trotzdem geht die Freigabe ab 18 insgesamt in Ordnung.

Fazit: kein Meilenstein, aber ein grundsolides Spiel, bei dem Genre-Fans auf ihre Kosten kommen werden.