Liebe ZAPP-Redaktion: in Eurem gestrigen Beitrag über YouTube, in dem Ihr das Portal nach dem Motto "Es ist lange nicht so harmlos, wie alle glauben" als Tummelplatz von Rechtsradikalen dargestellt habt, war vor allem eins erstaunlich - die Unfähigkeit eines Medien- magazins, das Web 2.0 zu verstehen. Tatsächlich laden dort Neonazis ihre Filmchen hoch - genau wie Umweltschützer, Folkloregruppen und Kleintierzüchter. Aber erstens wäre es wohl kaum zu bewältigen, solche Dinge im voraus zu filtern, weil sich Tarnbegriffe in den entsprechenden Szenen schneller etablieren als ein Gutmensch mit dem Kopf wackeln kann. Zweitens wird ein amerikanisches Unternehmen keine Beiträge nachträglich löschen, die in den USA legal sind. Auch wenn der Vergleich hinkt: ich höre ja auch nicht auf, solche Bilder zu posten, weil es dem iranischen Wächterrat nicht paßt.
Lieber Tagesthemen-Kommentator vom Bayrischen Rundfunk: ja, seit der Festnahme der islamistischen Bombenleger in spe kann niemand mehr die Augen davor verschließen, daß der Terror in Deutschland angekommen ist. Übrigens schon seit dem 11. September 2001 nicht, aber das nur am Rande. Trotzdem heißt das nicht, daß doch jetzt bitteschön selbst der letzte Depp den Bundes-Trojaner aus dem Hause Schäuble als überfällige Maßnahme begrüßen muß. Und schon gar nicht seinen Einsatz ohne richterlichen Beschluß, wie von eini- gen Herren der Union gefordert.
Liebe SpOn-Redaktion: wieder geht es um Extremisten und das Web 2.0, aber auch Euch muß es offensichtlich gesagt werden. Ja, im StudiVZ sind auch Leute mit fragwürdigen Ansichten, die sich entsprechend äußern. Etwas seltsam mutet aber Eure Kritik an, daß solche Beiträge nicht gelöscht würden und sich Extremisten somit hinter der Meinungsfreiheit verstecken könnten, so lange ihre Behauptungen nicht verfassungswidrig oder sonstwie verboten sind. So wenig einem manche Aussagen gefallen mögen (mir gefallen sie im Übrigen auch nicht) - genau das ist das Prinzip der Meinungsfreiheit. Und die 'Kontrolle' durch Andersdenkende, die die Spinner einfach niederschrei(b)en, funktioniert dort ja auch ohne Eingriff von oben ziemlich gut, wie Ihr in Eurem Artikel selbst dokumentiert.
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