"Das Leben ist alles, nur nicht klein und scheiße!" faßt Regisseur Sebastian Schipper die zentrale Aussage seines Debüts zusammen. Und diese Aussage transportiert Absolute Giganten hervorragend, obwohl (oder gerade weil) das Leben der Protagonisten eigentlich der Inbegriff von klein und scheiße ist: Möchtegern-Rapper Ricco jobbt in einer Fast Food-Bude und hat zwar Herz und Schnauze, aber nicht ansatzweise genug Talent, um es im Musikgeschäft jemals auf einen grünen Zweig zu bringen. Der gutmütige Kfz-Schlosser Walter verdingt sich in einer miesen Hinterhof-Werkstatt samt arschigem Chef, interessiert sich aber deutlich mehr für seine Bastelarbeiten am eigenen Auto. Und Küchentisch-Philosoph Floyd sitzt eine zweijährige Bewährungsstrafe ab, verbunden mit Arbeitsdienst in irgendeinem Krankenhaus.
Der einzige, dafür umso hellere Lichtblick ist die tiefe Freundschaft der drei Sympathieträger, die die allgegenwärtige urbane Tristesse der Hamburger Plattenbau-Viertel erträglich macht. Entsprechend schlägt die Nachricht ein, die Floyd den beiden anderen am letzten Abend seiner Bewährungszeit verkündet: es zieht ihn unwiderstehlich in die Welt hinaus. Schon für den nächsten Morgen hat er auf einem Containerschiff Richtung Singapur angeheuert und wird Hamburg verlassen. "Du bist das größte Arschloch, das ich je getroffen habe!", entfährt es Ricco spontan; auch Walter ist stinksauer. Doch so wollen sie es schließlich nicht enden lassen: in der letzten gemeinsamen Nacht gehen sie nochmal auf die Piste, um es richtig krachen zu lassen und der guten, alten Zeit einen würdigen Abschluß zu verleihen.
Diese Stunden, die im Mittelpunkt von Absolute Giganten stehen, geraten schnell zur rauschhaften Odyssee durch die neonbeschienene Nacht. Einer Achterbahnfahrt gleich begegnen die Jungs auf ihrer Tour zahlreichen schrägen Gestalten, erleben Streit und Versöhnung, Niederlage und Triumph, Euphorie und Verzweiflung - kurz: die gesamte Palette menschlicher Befindlichkeiten. So wird der kurze Ausschnitt aus der Biographie von drei Underdogs zu einer Liebeserklärung an das Leben und die Freundschaft, deren Wirkung man sich kaum entziehen kann. Humor, Melancholie, Warmherzig- keit, und natürlich die genialste Tischkicker-Szene in der Geschichte der laufenden Bilder: dieser kleine Streifen ist ganz großes Kino und gehört für mich zum Besten, was der deutsche Film seit der Wende hervorgebracht hat!
Absolute Giganten: heute um 22:50 Uhr im RBB
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