Das Freakviertel Friedrichstadt hatte früher häufiger mal einen Auftritt in meiner Ecke. Inzwischen handelt es sich zwar noch immer nicht um die bevorzugte Wohnlage der Reichen und Schönen, aber die Situation hat sich doch weitgehend normalisiert. Manchmal jedoch kann der Besucher noch den Charme der Friedrichstadt erleben, wie sie in ihren "besten" Zeiten war - letzte Nacht, zum Beispiel.
Gegen zwei Uhr bin ich aufgewacht, weil in irgendeiner Wohnung im Haus ein Lärm wie von einer Elefantenherde auf Crack losbrach: Männer brüllten zornentbrannt, Frauen kreischten panisch, Möbel wurden umgeworfen, und das alles minutenlang. Die meisten Leute hätten wahrscheinlich die Polizei alarmiert, um ein Blutbad zu verhindern. Der erfahrene Friedrichstädter weiß aber: Pack schlägt sich, Pa das gibt sich alles wieder.
Einer der Streithähne befand sich dann zehn Minuten später auf der Straße und beschloss, den Kampf verbal fortzuführen: "KOMM SO- FORT RUNTER, DU FO**E!!!", brüllte er aus vollem Hals. Erstaun- licherweise schlug die Angesprochene die Einladung aus. Was folgte, nennen Anthropologen "Friedrichstädter Minnesang": ein konstanter Schwall unflätiger Beleidigungen schallte durch die nächtliche Berliner Straße, stets verbunden mit der Aufforderung an die Herzensdame, runterzukommen oder wenigstens das Handy rauszugeben, das der Schreihals im Haus vergessen hatte.
Das Schauspiel zog sich ungefähr zwanzig Minuten hin und wurde im Laufe der Zeit doch irgendwie lästig. Das abrupte Ende kam mit Eintreffen der Polizei, die dann gegen 2:30 Uhr für Ruhe sorgte. Wir Friedrichstädter haben also schon in den "Herrentag" (wie das hier heißt) reingefeiert; reguläre Updates wird es daher erst wieder morgen geben.
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